Samstag Abend in Berlin. Mittelschönes Wetter, draußen ist es bereits dunkel. Zeit für Livesport!

Um kurz vor 17:00 Uhr finde ich mich in der Spielstätte ein. An beiden Enden der Halle hängen Körbe, darunter machen sich mehrere Männer mit Gardemaß um die 2 Meter mit quietschenden Schuhen und vielen Bällen warm. Wir befinden uns – der sportive Leser wird es sicher längst erahnt haben, genau, beim Tischtennis.

Zum ersten Mal in der laufenden Saison, schaffe ich es endlich mal wieder in den Fuchsbau. Zu Besuch an diesem Abend, die TTG 207 aus Ahrensburg / Großhansdorf. Ein Verein, mit dem ich jetzt seit meinen Tagen als C-Schüler verbunden bin. Dies ist auch der einzige Wehrmutstropfen an diesem Abend. Als nativer Fuchsfan, hoffe ich bei genau diesem Duell (und nur bei diesem) immer auf ein Unentschieden. Es klatscht und skandiert sich einfach schwer, wenn man keinen verlieren sehen möchte.

Während die Mutter der Nation an diesem Wochenende zu spät zum G20-Gipfel nach Buenos Aires kommt, startet der G40-Gipfel (gespielt mit Bällen der Schmetterlingsfirma) an diesem Abend mit nur 15 Minuten Verzögerung. Grund hierfür ist das ausgeuferte Gastspiel der Vorgruppe aus dem Norden, SV Siek II, welche an diesem Tag das „zweite Fell“ der Baubewohner testeten. Nach 5 Stunden Spielzeit einigte man sich schließlich auf ein Unentschieden als Lohn der Kondition an diesem Adventswochenende.

Zurück zum Main-Event. Die Eröffnungsrede vom Kapitän der Nordmänner, Kai-Enno Kleffel, lässt ein hungriges Phrasenschwein zurück. Selten habe ich einer so informativen, anekdotenreichen und durchaus persönlich adressierten Ansprache beigewohnt. Ausblick auf die Situation der Liga, historische Gegenüberstellung der Saisonverläufe beider Teams und Ausblick auf die bevorstehende Begegnung. Das alles gerafft, punktiert knackig und spontan. Ganz stark. Jetzt werden einige sicher denken, „wenn der doch so spielen könnte wir er reden kann.“, da greife ich gleichmal vorweg. Kann er.

Bei den Aufstellungen blieben Überraschungen aus. Rückkehrer Martin Dietrich verstärkt das Rudel ja schon seit einiger Zeit wieder und bei den Gästen musste Cassen(s) wieder passen. Neu im Team der Gäste dafür ein junger Mann, dessen erste Initialen. J.O., vom tischtennisspielenden Vater sicher nicht ganz unbewusst gewählt wurden.

Beim anfänglichen Paarungstanz wurde zunächst streng nach Erwartung gepunktet. Die jeweiligen Einserdoppel setzen sich doch recht deutlich durch und sammelten jeweils einen Zähler fürs eigene Team. Ein erstes sportliches Aufglühen folgte im Vergleich der 3er-Duos. Hier setzten sich die Gäste hauchdünn und nach viel Gegenwehr im letztmöglichen Satz durch. Natürlich im 2-Punktespiel.

Englert gegen Witter. Mit dieser Partie wurden die Solodurchgänge an diesem Spieltag in der Baseler Straße eröffnet. Die Favoritenrolle sprach man sicher dem drahtigen Baubewohner zu. Christian Witter als leichten Außenseiter zu beschreiben, wird seiner Erscheinung jedoch nicht vollumfänglich gerecht. Man war gespannt. Das Spiel zeigte jedoch schon sehr früh, wohin die Reise gehen sollte. Während Englert die nötigen 11 Punkte in jedem Satz einfuhr, brauchte sein Gegenüber dafür schon zwei. Unterm Strich zu wenig. Erster Einzelpunkt für die Füchse. Im zweiten Einzel standen sich dann der eingangs gelobte Hofherold der Gäste und Firefox Hinz gegenüber. Dieser hat erstmalig sein saisonales Streifgebiet auf das höchst gelegene Waldstück der Regionalliga Nord erweitert. Das die Feldhasen dort schneller rennen, und sich nicht so schnell erschießen lassen, wie im mittleren Paarkreuz, spiegelt sich derzeit (noch!) in Diegos Einzelvita. Den ersten Satz brauchte Kleffel noch, um sich an den häufigen Überschallknall von Diego’s Vorderpfote zu gewöhnen, danach wusste er aber um dessen Wanderwege und platzierte fortan klüger.

3:2 für die Gäste und den meisten wurde langsam klar, dass dieser Abend wohl kein schnelles Ende finden würde. Gut so.

Nächste Abfahrt Bahnsteig 3-4. Ähnlich wie die Züge eines bekannten Großunternehmens, nahm DB in den ersten beiden Sätzen nur langsam Fahrt auf und verpasste die ersten beiden Zwischenhalte knapp. Danach kam der Zug aber ins Rollen und die restlichen 3 Streckenabschnitte rauschten am sich tapfer wehrenden Weyhe vorbei.

Am Nachbartisch befeuerten sich derweil Dietrich und Schildhauer. Dieses Duell habe ich in den letzten Jahren schon oft gesehen. Meistens setzte sich „Didi“ knapp durch. Aber jetzt, mit der Babypause im Rücken? Die Sorgen waren unbegründet. Wie Martin nach wie vor die Kelle schwingt, ist einfach der Wahnsinn. Ich hoffe der Nachwuchs wird an der Schaukel angeschnallt, es waren schon Leute auf dem Mond. Reicht.

Ich selbst zähle zwar nur zur „nicht gut aber gerne“ Fraktion unserer Sportart, aber es kam mir bei diesem Spiel doch so vor, als würden sich beide gerne in der Rückhand halten um sich selbst in eine bessere Position zu bringen. Langes Abtasten und dann schnelle Wechsel. Viel Taktik. Das Spiel endete jedenfalls wie so oft mit einer Haaresbreite Vorsprung auf dem Zielfoto für den Hausherren.

Im Duell der Youngster siegte letztlich wohl das etwas höhere Trainingspensum vom „Düsseldorfer Internisten“ Janz, der sich in einem sehr sehenswerten Spiel mit 3 zu 1 gegen Jan-Ole durchsetzen konnte.

Last but not least, dass Duell der Kampfschweine Arbeitstiere. Köpp gegen Brockmüller. Ein Klassiker mit 6 vergebenen Matchbällen, wurde es diesmal leider nicht. Sven kam an diesem Abend einfach immer ein wenig schneller mit der Vorhand auf Drehzahl und fuhr unterm Strich einen recht deutlichen Sieg gegen einen seiner Form an diesem Tag etwas hinterherlaufenden Köpp ein.

Im Spitzenspiel an diesem Abend setzte sich dann der ehemalige deutsche Seniorenmeister deutlich gegen den ehemaligen Hamburger Meister durch und baute den Vorsprung seiner Mannschaft damit auf 5 zu 3 aus.

Gegen Christian Witter suchte Diego an diesem Abend oft vergeblich eine Lücke in dessen starken Blockspiel und fand diese zu selten. Eine ungewöhnliche hohe Fehlerquote bei sonst sicheren Bällen, trug hier auch nicht unbedingt zur Laune des Fotofuchses bei, wie man auf der anderen Seite der Bande merklich registrieren konnte.

Die beiden anwesenden Namensvettern, lieferten sich ein sehr rotationsreiches Menü und waren sich im offenen Spiel nahezu ebenbürtig. Die etwas giftigeren Aufschläge Schildhauers gaben hier meiner Meinung nach den Ausschlag zu seinen Gunsten. Punkt für die Gäste. Die improvisierte Zähltafel erinnerten an einen von Udo Jürgens größten Hits.

Kommen wir zu meinem Lieblingsspiel an diesem Abend. Dietrich gegen Weyhe. Eines war sicher, mit Schupfen wollte keiner von ihnen gewinnen. Großartiger Schlagabtausch der beiden. Ein Powerplay reinsten Wasser, so macht Tischtennis Spaß! Das Momentum wechselte die ganze Partie über hin und her. Ich hätte es nicht tippen wollen. Erneut gewann auf der einen Seite Dietrich ein knappes Ding im Fünften, während Adrian hier wieder das Nachsehen hatte. Schicksal, es kommen wieder bessere Tage, Kopf hoch Adrian.

Nur kurze Zeit später hatte Brockmüller an Tisch 2 seinen insgesamt nie gefährdeten Sieg gegen Jungfuchs Fernando unter Dach und Fach gebracht. Wie das Spiel im nächsten Jahr ausgehen könnte, steht auf dem Boden der Ballkisten in Düsseldorf. In diesem Jahr war die Feuerkraft von Sven noch zu groß.

Letztes Einzel des Tages. Die beiden Unterlegenen Sechser aus Durchgang Eins sollten es für ihre Mannen richten. Köppi wirkte im ersten Satz noch sehr routiniert und die meisten in der Halle rechneten sicher mit einem Matchball für die Füchse nach diesem Einzel. Doch es sollte anders kommen. Sich selbst immer wieder kräftig nach vorne peitschend, erlief Jan-Ole nahezu jeden Ball von Köppi und setze diesen seinerseits mit vielen erstklassigen Winkelraketen unter massiven Druck.

Sicher, ein gebrauchter Tag für Köppi, aber wie sich Jan-Ole ins Spiel hineinkämpfte und wirklich um jeden Ball wie um sein Leben rannte, das war schon stark.

Alle Augen aufs Schlussdoppel. Die Falle war gestellt. Sollten die Füchse ihren Kopf noch einmal aus der Schlinge ziehen können? Nach gewonnen erstem Satz durch die Gastgeber, glaubte ich tatsächlich an mein Wunschergebnis. Erneut waren weit über 4 Stunden gespielt. Und wie man Punkte im überregionalen Spielbetrieb teilt, hatte das vorangegangene Oberliga-Match ja gezeigt.

Eine Wiederholung sollte dennoch ausbleiben. Nachdem Schildhauer und Kleffel den zweiten Satz nach Abwehr von zwei Satzbällen noch drehten, ging ein kleiner aber merklicher Bruch durchs Spiel. Die Ahrensburger waren etwas heißer und wollten den zweiten Punkt noch ein Quäntchen mehr, so wirkte es jedenfalls von der Bank und anderen Hallenseite aus.

Mit ein wenig Abstand werden die Füxxe sicher mit diesem Ergebnis leben können. Man befindet sich immer noch im oberen Tabellensegment und der Aufstieg ist eh kein Ziel. Und „meine“ Ahrensburger dürfen doch nicht absteigen, dass Duell will ich schließlich auch im nächsten Jahr sehen.

Für die Fans war an diesem Abend wieder alles dabei. Beiden Mannschaften lebten wie erwartet das sportliche Fairplay. Die Stimmung war gut und die Spiele hochklassig und die Rahmenbedingungen wie immer aller erste Güte. Ich gehe wieder hin, beim nächsten Spiel dann auch mit lautem Klatschen ohne mich entscheiden zu müssen.

Bundesliga? Brauch ich nicht, die Füxxe machen alles richtig. Danke für einen schönen Abend an alle Beteiligten, es hat mir viel Spaß gemacht.

TTG Olé

Pit Brett